Anzeige erschienen Neujahr 2006 in FAZ-S und Welt am Sonntag
|
Der Zeitgeist wird immer stärker bestimmt durch Uniformierung, Austauschbarkeit und Oberfläch-
lichkeit. Die zeitlosen Gesetze erfolgreicher Werbung werden nicht zuletzt deshalb immer weniger beachtet. So ist zum Beispiel der Erfinder des USP, Rosser Reeves, heute fast unbekannt. Innovationen, die keinen USP anbieten, werden zwangsläufig Flops. |
Ein USP ist ein
einzigartiger (unverwechselbarer), bedeutsamer (motivierender), faktischer (überprüfbarer) Nutzenvorteil. |
„Das Original dieser Anzeige ist in 26 US-Magazinen erschienen. Die Botschaft ist für die meisten Leser uninteressant. Aber für alle Leser, die Probleme mit trockener Luft haben, ist die Anzeige sehr interessant. Venta-Luftwäscher wurde in kurzer Zeit Europas Nr.1 im Massenmarkt der Luftbefeuchter/Reiniger".
Dr. Franz Brück, Marketing-Berater der Venta-Luftwäscher GmbH (bis 2010)Case Study zum Thema "USP-Marketing" |
Für ausnahmslos alle heute berühmten Markenartikel war ein faktischer USP zum Zeitpunkt der Geburt und des Heranwachsens der entscheidende Schlüssel zum Erfolg. Nicht nur Laien, sondern auch viele Marketing-Manager kennen die herausragende Bedeutung dieses ursprünglichen USPs häufig nicht. Kein Wunder, dass sie bereits eine einzigartige Werbe-Idee als USP mißverstehen. Nur wer den Ursprung einer Marke verstanden hat, kann Gegenwart und Zukunft einer Marke weiterentwickeln. In diesem Sinne ist die Markenführung besonders gefährdet durch häufigen Management-Wechsel, durch den Einfluss jugendlicher Kreativer aus den Werbeagenturen sowie durch externe Berater und Experten. Denn ohne langjährige Markenartikel-Erfahrung kann man das abstrakte, ganzheitliche Phänomen einer Marke, ihre Magie und ihre Sogwirkung nur schwer durchschauen. Ein perfektes Beispiel für die Rückbesinnung auf den Ursprung demonstriert Mercedes mit dem neuen Slogan "The best or nothing." Nach turbulenten Unternehmensstrategien bestimmt die Maxime des Gründers Gottlieb Daimler (1834 - 1900) endlich wieder Maß und Orientierung für die Markenführung. Tommy Hilfiger gesteht: "Mein größter Fehler war es, in den 90er Jahren meine Markenidentität zu verleugnen und dem flüchtigen Trend der fetten Logos hinterherzuhecheln. Man sollte sich besser selbst treu bleiben!" Dies gilt auch für Beiersdorf, denn der Ausflug in die Luxuskosmetik ist gescheitert. "Beiersdorf kehrt wieder zu den Wurzeln zurück und konzentriert sich stärker auf Hautpflege und Basis-produkte" sagt CEO Thomas Quaas. USP-Marketing fokussiert auf einen Kompetenzvorsprung.
Dagegen können Marken, die ihren mit einem USP begründeten Ursprung konsequent weiterentwickelt haben, dem Nachahmer-Druck am ehesten widerstehen. Im Laufe von Jahrzehnten (!) haben diese Marken eine „Marken-Dominanz“ (Rosser Reeves) aufgebaut und bei professioneller Markenführung eine hohe Markenbindung, großes Vertrauen und einen Kompetenz- Vorsprung entwickelt. Als USP-orientierte Markenartikel markieren sie immer wieder den Fortschritt in ihrem Markt-Segment. Sie setzen die Trends. Sie orientieren sich nicht an technischer Produkt-Qualität, sondern an Problemlösungs-Qualität aus der Sicht der Verbraucher. Ihr Motto: "Alle Produkte sind Dienstleistungen" (vgl. Aufsatz aus dem Jahre 1977). Diese USP-Marken sind für den Handel unverzichtbar weil unersetzlich. Je stärker ein USP desto eher kann auf gefährliche Experimente mit psychologischen Zusatznutzen verzichtet werden. Im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Vorurteil gilt dies auch für Life Style Marken. Coca Cola, Prada, Burberry, Rolex, Jil Sander ("Queen of less"), Sonia Rykiel ("Königin des Stricks") haben seit ihrer "Geburt" ihren USP als schlüssige Einheit von faktischem Produktvorteil und psychologischem Zusatznutzen positioniert. Sie haben ihren einzigartigen Ursprung - ohne psychologische Experimente - bis heute beibehalten bzw. systematisch weiterentwickelt. Als Coca Cola 1985 mit "New Coke" das Rezept änderte, führte das zum größten Flop der Firmengeschichte. Mit Coke Classic wurde umgehend die Ur-Version wieder reaktiviert.
Beispiele für Markennamen, die einen USP signalisieren, lassen sich bei Medienmarken finden. Der SPIEGEL spiegelt Hintergrund-Informationen. Die ZEIT kommentiert das Zeitgeschehen. Der STERN beleuchtet/illustriert Ereignisse. Eine Zeitschrift, die sich FOCUS nennt, muss 'fokussieren': also kurz und bündig auf Wesentliches reduzieren. Als „Magazin für Hintergrund-Informationen“ z.B. würde FOCUS seinen ursprünglichen USP in Frage stellen. Die Zeitungsmarke WELT kann ihre größte Strahlkraft besonders dann entwickeln, wenn sie sich durch Weltoffenheit profiliert. Dieses Image müsste natürlich auch auf line-extensions übertragen werden bzw. durch Markenerweiterungen befördert werden. Beispiele für die Schwierigkeit, USP-Positionierungen im neuen, digitalen Kommunikations-Dschungel zu entwickeln, kann man speziell bei Medienmarken auch beobachten. Bisher überwiegt allenthalben noch Me-Too-Marketing. Erst in den nächsten Jahren wird der Wettbewerb um Marktmacht zeigen, welche der Medienmarken ihren USP-Anspruch auf attraktive Problemlösungs-Segmente transferieren können, um dort eine „Nr1.-Kompetenz“ zu erreichen. Wer allen alles bieten will, verzichtet auf die Macht eines USP. Die Frage lautet also: welche Marke, alt oder neu, kann höchste Kompetenz für bestimmte Problemlösungsbereiche anbieten; z.B. für klar definierte Spezial-Themen, für eindeutig abgrenzbare Interessenbereiche oder für besondere Verhaltensweisen der Konsumenten. Dabei muss die Problemlösung im Mittelpunkt stehen und nicht die Fixierung auf Zielgruppen. Denn die Erfahrung zeigt, dass durch die Sogwirkung der Lösungs-Kompetenz Zielgruppen angezogen werden, mit denen man zunächst gar nicht „gerechnet“ hat. Fazit: letztlich ist es das Ziel des USP-Marketings, eine Monopol-Kompetenz in bestimmten Marktsegmenten zu erreichen. Die viel zitierte Kern-Kompetenz hingegen sagt nichts aus über die Wettbewerbskraft. Entscheidend ist: USP-Marken sind nicht kopierbar. |
Inhaltlich Verantwortlicher:
Dr. Franz Brück, Himmelgeister Landstr. 173, 40589 Düsseldorf, , Nachdruck, auch auszugsweise, mit besonderer Genehmigung des Autors. |
Das Kernproblem des USP ist das „S“.
Hier ein Beispiel für eine Innovation, bei der das „S“ nicht überzeugt hat. 1972 wurde Denver mit Whisky Flavour ein Flop, obwohl der Testmarkt zunächst so erfolgreich war, dass die Marke in ganz Deutschland eingeführt und massiv beworben wurde. Nach ca. drei Wochen war der Flop schliesslich unübersehbar.
Das einzigartige Produkt-Versprechen wurde begeistert aufgenommen. Das Problem war das „S“ vom USP. „Selling“ beruht (1) auf „Bedeutsamkeit“ und (2) auf „Überprüfbarkeit“. DENVER war zwar sehr verführerisch. Aber Whisky Flavour verfliegt bei einer Zigarette zu schnell. Das hatte man unterschätzt, obwohl für knapp 1 Mio DM alle Dimensionen des Konzeptes getestet worden waren.
„Nur jedes 16. Innovationsprojekt mündet in Deutschland in einen Markterfolg“.
Studie des Bochumer Instituts für Angewandte Innovationsforschung